Katzen zusammenführen

Autor: Balli
Quelle: http://haustierwir.blogspot.com/2011/03/katzen-zusammenfuhren.html

 

In Katzenforen wird sehr oft von Problemen bei der Zusammenführung von Katzen berichtet. Jeder, der im Tierschutz was macht und Katzen vermittelt, kennt das Problem. Es gibt Prügeleien, Kreisch-Orgien, manchmal fliesst sogar Blut. Man kann viel tun, um den allergröbsten Ärger zu vermeiden.
Den „allergröbsten“ Ärger deshalb, weil es kleinere Aufreger immer geben wird, wenn man zwei oder mehrere Katzen miteinander bekannt macht. Darauf muss man sich einstellen. Ist so, lässt sich nicht vermeiden, ist völlig normal.
Ärger am Anfang ist lästig, aber allemal besser als seine Katze zum Soziopathen zu machen, das heisst, sie auf immer und ewig als Einzelkatze zu halten. Der Ärger lohnt sich! Glaubt es mir.
Ich hocke oft auf dem Boden, inmitten meiner Katzenbande, alle kommen angelaufen und drängeln sich um mich herum. Überall Pfötchen und Köpfchen und Linda und ich hocken mittendrin. Und dann denke, wie gut ich es doch habe, was für tolle Tiere ich habe und wie glücklich ich darüber bin und dann muss ich alle knutschen, weil ich sie alle so toll finde. Meine vielen kleinen total unterschiedlichen Katzenpersönlichkeiten ♥

Wie kann man es nun anstellen, dass wüste Prügeleien vermieden werden? Das wichtigste ist, man vermeidet diese überfallartigen Zusammenführungen. Das heisst, neue Katze kommt ins Haus, wird im Kennel in die Bude getragen, Kennel wird aufgemacht, und zack, da isse nun, die Neue.
Ergebnis meistens: Die schon vorhandene Katze(n) ist völlig von den Socken, reagiert je nach Charakter mit Angst oder Aggression. Die Neue ebenso.

In einem Lästerposting über Katzenforen habe ich vor einiger Zeit das geschrieben:

– Zusammenführung hat nicht geklappt, alte Katze geht 10 Minuten nach Ankunft der neuen Katze auf diese los, was kann ich tun?
Lösung: Fahre einmal quer durch die Stadt, klingle an irgendeinem Haus, marschiere zu den fremden Leuten ins Wohnzimmer, setz dich auf deren Sofa und sag ihnen, du wohnst jetzt da. Du wirst ganz neue Erkenntnisse gewinnen.

So macht man es also besser nicht. Es KANN auf die Hauruck-Methode klappen, aber oft tut es das eben nicht und dann hat man den Salat. Beziehungsweise haben die Katzen den Salat, denn wenn die Katzen sich hassen, wird oft die Neue dahin zurück gebracht, wo man sie her hat. Und so ein hin und her ist für diese Katze nicht lustig.

Man muss sich mal vorstellen, was auf eine Katze, die in ihr neues Heim gebracht wird, alles einprasselt: neue Geräusche, neue Gerüche, neue Menschen, neues Katzenklo, neue Schlafplätze, eventuell neues Futter, alles neu.
Die neue Katz ist völlig überfordert.

Die alteingesessene Katze ebenso. Bis gerade eben war ihr Zuhause ein sicheres Plätzchen, keine Feinde in Sicht. Nun ist ein Fremdling da, der total anders riecht, der komisch aussieht und gaaanz bestimmt ein ganz fieser Charakter ist, der einem das Futter wegmampft und das Katzenklo verkackt. Alles meins! Deshalb: Attacke! Oder Hilfeeeee!

Kurz gesagt, Katzen sind ganz furchtbare Spießer, sie hassen Veränderungen in ihrer Sicherheitszone, in ihrem Zuhause.

Überfallartige Zusammenführungen sind bähbähbäh.

Wenn sich also jemand eine zweite, dritte oder x-te Katze anschaffen will, sollte er ein Zimmer in der Bude für den Neuankömmling reservieren (gilt übrigens auch für Leute, die sich eine einzelne, scheue/ängstliche/sehr unsichere Katze oder einen ehemaligen Wildling ins Haus holen!).
Das Zimmer muss nicht gross sein oder hübsch oder sonstwas, es muss einfach ein Zimmer mit Türe sein. Zur Not, wenn nix anderes geht, tut es auch das Badezimmer. Und diese Türe sollte erstmal geschlossen bleiben. Die neue Katz sollte nicht raus, die alte Katz sollte nicht rein.

Im Zimmer sollte in einer Ecke ein Katzenklo stehen, möglichst ohne Haube. Haubenklos sind für viele Katzen
eine Erfindung, die direkt aus der Hölle kommt. Und wenn man eh noch unsicher ist, dann muss den Überblick bewahren können, auch während dem Pieseln, sonst pieselt man halt unter Umständen aufs Sofa/Bett/Teppichboden.
So weit weg wie möglich vom Katzenklo sollte in diesem Zimmer ein Futternapf stehen. Und natürlich ein Wassernapf, den aber bitte nicht direkt neben das Futter stellen, sondern etwas entfernt.
Neue Katze rein, Türe zu. Mindestens zwei oder drei Tage. Man kann die neue Katze in der Zeit natürlich oft besuchen und mit ihr reden, ihr vorlesen, Liedchen vorsingen, spielen, schmusen und so weiter. Hauptsache ist, dass die Türe zu und die Katzen getrennt bleiben.

Was in dieser Zeit passiert, ist Folgendes:
Die neue Katze gewöhnt sich an die Geräusche in der Wohnung. Sie nimmt den Geruch des neuen Zuhauses an, was sie für die alteingesessene Katze viiiiel weniger bedrohlich macht. Sie lernt ihre neuen Menschen kennen, und vor allem, sie riecht und hört die andere Katze. Und die alteingesessene Katze hört und riecht die Neue.
Dann kommt was ekliges, aber ihr werdet es überleben 😀
Ihr nehmt jeweils von der neuen und von der alten Katze ein Häufchen und ein Pipi-Klümpchen aus den Katzenklos, legt das auf irgendwas drauf, Blumentopfuntersetzer oder so, und stellt das jeweils in die Räumlichkeiten der anderen Katze. Also den Katzenklo-Inhalt der Neuen in die Nähe des Katzenklos der alten Katze und andersherum. Sie werden das sehr interessant finden und ausgiebig beschnuppern. Und sich noch besser an den Geruch der anderen Katze gewöhnen. Katzen sind Nasentiere. Wenn zwei Katzen sich begegnen, ist Analkontrolle angesagt.

Nach ein paar Tagen den Türspalt zum Zimmer der neuen Katz öffnen. Nur so viel, dass sie nicht raus und die alte nicht rein kann. Beobachten, was passiert. Und dann muss man halt die Situation einschätzen, ob sie eher neugierig aufeinander sind, ob aggro (dann nicht zusammen lassen und das Ganze noch einen Tag so weiter führen mit den getrennten Zimmern) ob ängstlich (dann den Angsthasen mit kuscheln, reden, Leckerlis, spielen…. ablenken).

Lässt man sie dann schliesslich zusammen, muss man genau aufpassen und beide Katzen möglichst viel beschäftigen, Angel spielen, Leckerli hinterher rennen lassen, und so weiter. Gibt es Zoff, muss man abschätzen ob es eher Gekloppe ist (dann machen lassen) oder richtiges Geprügel (dann sofort einschreiten, Kissen werfen, Fuss aufstampfen, in die Hände klatschen, beiden klar machen, dass Gezoffe nicht erwünscht ist und nicht geduldet wird). Jedenfalls sollte man dann nicht zögerlich sein, sondern so richtig auf den Putz hauen.
Es wird die erste Zeit bestimmt trotz dem ganzen Procedere noch zu Stress kommen. Kleinere Kloppereien, denn jede Katz muss der anderen erstmal klarmachen, was sie leiden kann und was nicht, wo ihre persönlichen Grenzen liegen. Aber die Chance, dass die beiden Katzen sich nicht bis aufs Blut hassen, werden durch das anfängliche Trennen um ein Vielfaches erhöht.

Und ja, eine Katze hält es aus, ein paar Tage in einem Raum, und sei es nur ein Badezimmer, eingesperrt zu sein. Das ist viel besser und angenehmer für die Katze als diese grottendoofen überfallartigen Zusammenführungsversuche.

Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich 10 Katzen habe, unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters, von denen einige als adulte Katzen hierher kamen, die sich alle super verstehen? Mitsamt Hund, natürlich. Dass es hier NIE Stress gibt? Nee? Dann wisst ihr das jetzt 😀
Die haben hier massig Platz und trotzdem liegen sie oft alle zusammen auf einem Haufen rum. Erst heute Mittag wieder. Die Sonne schien ins Wohnzimmer und alle 10 lagen zusammen in der Sonne.

Und falls ihr euch fragt, was mit No11 ist, warum ich die nicht mitzähle, dann könnt ihr das Posting nachlesen: Lilli, der besonders besondere Sonderfall
Verhaltensgestörte Katzen, viel zu früh von der Mutter getrennte Katzen die sofort in Einzelhaltung kamen, Kranke Katzen, das sind Sonderfälle.
Katzen, die lange Zeit Einzelkatzen waren, würde ich in den allermeisten Fällen nicht als unheilbare Soziopathen sehen. Oft kann man auch solche Katzen mit einer anderen Katze vergesellschaften. Wenn man ihnen Zeit gibt und es nicht übers Knie brechen will. Oft, nicht immer.